Der Mensch: unbegrenzter Schöpfer?
Wer hat die Phrase nicht auch schon zu hören bekommen: Wer nur stark genug wünscht, wer mit dem Herzen dabei ist und seinen Wunsch auch fühlt, ja, der kann sich alles in sein Leben ziehen und es entsprechend ausrichten. Spätestens seit The Secret ist es zum Hype geworden.
Ich war selbst lange Zeit eine Verfechterin dieses Ansatzes. Klingt er doch so verführerisch, wie kleine Schokoladentörtchen mit Sahnehäubchen. Aber stimmt er tatsächlich? Ist es wirklich so einfach, sich sein Wunschleben einzurichten?
Natürlich bedarf es etwas Übung, seine Gedanken – und vor allem Gefühle – in die gewünschte Richtung zu lenken. Und das idealerweise 24 Stunden sieben Tage die Woche …
Nichts leichter als das, dachte ich mir. Immerhin meditiere ich seit 16 Jahren täglich. Ich bin doch darauf geschult, meine Gedanken runterzufahren, bzw. mich von ihnen zu distanzieren. Kann es da so schwer sein, sich die Wunschgedanken mit dem dazu gehörenden Gefühl zu manifestieren?
Nun, ich bin eines Besseren belehrt worden. Ich möchte nicht behaupten, nie Erfolg mit meinen Manifestationsversuchen gehabt zu haben. Aber auf den entscheidenden Durchbruch warte ich bis heute.
Was läuft bei mir und so vielen Artgenossen schief?
Wir Menschen bestehen aus etwas mehr als nur Fleisch und Knochen. Ein großes Energiefeld umgibt uns und strahlt unentwegt unsere energetische Signatur ins Universum aus. Einen Teil davon können wir beeinflussen – dieser entspricht aber nicht viel mehr als der berüchtigten Spitze des Eisberges. Der Rest wird stark durch das Unterbewusstsein gesteuert und dieses entzieht sich bekanntlich unserer Kontrolle.
Ein Beispiel: Du versuchst dich daran, für dich und deine Familie ein Haus mit grossem Garten in eure Realität zu ziehen. Täglich stellst du es dir vor, gehst sogar bis in die Details und nach einer Weile gelingt es dir sogar, ein schönes Gefühl dabei zu generieren. Doch sobald du dich wieder deinem Alltag mit den üblichen Aufs und Abs zuwendest, schaltet sich dein Unterbewusstsein ein. „Womit habe ich denn solch ein grossartiges Haus verdient?“, „Wer weiss, ob das wirklich so einfach funktioniert – eigentlich kann das ja gar nicht sein …“ usw.
Unser Unterbewusstsein ist nicht böse oder hat Spass daran, unsere Wünsche zu vereiteln. Unser Unterbewusstsein ist einfach konsequent ehrlich und fasst die Summe all deiner bisherigen Erfahrungen und daraus etablierten Glaubenssätze zusammen – und strahlt sie in die Weite des Universums hinaus. Das arbeitet gegen deine Manifestationsversuche und kann so den ein oder anderen Wunsch zum Fallen bringen.
Es mag viele Wege und Strategien geben, solche Selbstsabotageprogramme aufzudecken. Auch die Kinesiologie bietet die Möglichkeit dazu. Aber auch hier ist es nicht so einfach, wie der ein oder andere zu hoffen wagt. Es geht oft nicht einfach nur darum, unsere mentalen/emotionalen Gegenspieler zu enttarnen, sondern auch, diese anzunehmen. Nur so kann es uns gelingen, sie schliesslich gehen zu lassen und Platz für unsere bewusst gesteuerten Wünsche zu schaffen. Das ist nicht immer so einfach.
Für mich stimmt die Aussage, der Mensch sei unbegrenzter Schöpfer seines Lebens deshalb nur zum Teil. Die Kernaussage mag zutreffen, doch ehe sie das tun kann, lädt sie uns dazu ein, gleich eines Detektives durch unser Leben zu wandeln und nach Selbstsabotageprogrammen Ausschau zu halten. Haben wir diese über einen Prozess der Akzeptanz losgelassen, so kommen wir unserer Schöpfereigenschaft ein Stückchen näher.